Antwort Dr. Dorothea Kauhausen-Keller

Antwort auf den offenen Brief von Heidrun Singer auf das Editorial von
Dr. Dorothea Kauhausen-Keller - "ADIZ/die biene/Imkerfreund" 10/2012

 

Sehr geehrte Frau Singer!

Sie gestehen dem Regisseur des Films „More than honey“ die künstlerische Freiheit zu, die Themen seines Film drastisch zu überzeichnen, um dem Betrachter sein Anliegen (oder zumindest eines davon: die Warnung vor der Industrialisierung der Bienenzucht und -haltung) herüberzubringen und mir als Redakteurin einer Imkerzeitschrift gestehen Sie nicht die journalistische Freiheit zu, sich dieser Warnung anzuschließen.

Sie stellen in Ihrem „Offenen Brief“ dar, wie sorgfältig und gut überlegt Sie mit all Ihren Arbeiten an und mit den Bienen umgehen und ich zweifele nicht daran, dass Sie sich auch ernsthaft damit befasst haben und das Beste tun, was möglich ist. Aber ist das auch überall so?

Wir alle sollten uns von Zeit zu Zeit einmal fragen: „Was tue ich da?“ „Wird meine Handlungsweise den Bienen gerecht?“ Und wir alle müssen manchmal abwägen, ob wir dies oder jenes durchziehen oder besser lassen sollten. Nichts anderes wollte ich mit meinem Kommentar zum Film erreichen. Es sollte eine Anregung zum Nachdenken und ein Appell an das Verantwortungsbewusstsein der Imker sein und keine Kritik an Personen, die im Film auftreten. Manchmal sind diese wohl auch nicht authentisch wiedergegeben, weil am Schneidetisch eine bestimmte Intention verfolgt wurde. Aus Ihrem „Offenen Brief“ entnehme ich, dass Sie nicht einverstanden sind mit dem Bild, dass der Film von Ihrem Betrieb zeichnet. Und das kann ich auch gut nachvollziehen. In meinem Editorial wurde jedoch weder Ihr Name noch Ihr Standort erwähnt! Mein Appell ging allgemein an den Bienenhandel!

Wir wissen alle, dass dieser Film kein reiner Dokumentarfilm ist. Mancher Kinobesucher wird bestürzt aus dem Kinosaal kommen und vielleicht auch denken, dass die Bienenzucht nun auch schon auf dem Niveau von Rinder-, Schweine- und Geflügelzucht angekommen ist. Es liegt in unserer Hand, unseren Kunden darzustellen, dass es hier in Europa anders zugeht als in Kalifornien, dass wir hier zum allergrößten Teil die Bienen aus Liebe zu den Tieren und der Natur halten und nicht aus Profitinteressen. Wie Sie in Ihrem „Offenen Brief“ glaubwürdig darstellen, ist das auch Ihre Motivation. Also besteht kein Grund, Sie zu kritisieren.

Allerdings hätte ich es sehr viel besser gefunden, wenn Sie sich mit Ihrer Kritik an dem Editorial erst einmal an mich gewandt hätten, zumal der Film ja noch gar nicht erschienen ist. Wir hätten gewiss so einige Missverständnisse im Vorfeld ausräumen können!

Wir werden einige Auszüge aus Ihrem Brief in der November-Ausgabe veröffentlichen und den gesamten Brief auf unsere Homepage stellen. Ich erwarte jedoch auch von Ihnen, dass Sie meine Antwort dann auf Ihrer Homepage neben Ihrem „Offenen Brief“ veröffentlichen!

Mit herzlichen Grüßen

 

 

Dr. Dorothea Kauhausen-Keller

Redaktion ADIZ/die biene/Imkerfreund

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